Dieser Roman, den man wohl am ehesten als Jugend-Drama mit Science-Fiction-Flair bezeichnen könnte – für echte Science-Fiction ist es zu nah an der Realität – erzählt die Gesichte von Lydia, die den Verlust ihres kleinen Bruders verarbeitet, indem sie eine KI programmiert. Ein aktuelles und durchaus spannendes Thema, das sich hier aber nicht in Klischees verliert.
Kurz vor dem Schulabschluss, und zwischen dem Mobbing in der Schule und der Missachtung ihrer Mutter zuhause verloren, bleibt Lydia nur ebendiese selbstprogrammierte KI, Henry, um sich geborgen zu fühlen.
Dass sie sich immer weiter in dessen Entwicklung und ihren eigenen Racheplänen vertieft, kann man als Leser*in hautnah miterleben, ebenso wie ihre Emotionen, die zusammen mit ihren äußeren Umständen immer weiter außer Kontrolle geraten. Das Ganze bleibt durchgehend spannend und fesselnd, in einem guten Tempo, erzählt. Man kann den Roman kaum aus der Hand legen.
Wichtig ist anzumerken, dass es in diesem Roman keine Sympathieträger*innen gibt, nur sehr menschliche Figuren, die aus ihren Erfahrungen, teils ihren Traumata, von Emotionen oder
Erinnerungen motiviert und in komplexen Beziehungen zueinander auch manch fragwürdige oder moralisch verwerfliche Entscheidung treffen. Diese Beschreibung gilt durchaus auch für Henry, die KI, wenngleich hier zuallererst die fehlende Inbetrachtziehung seines Ethikverständnisses, während dem Programmieren, durch Lydia und seine Beziehung zu ihr eine Rolle spielen – also auch Emotionen.
Dieser Umstand, dieser Realismus in der Charakterzeichnung und die dahinterstehende Tiefe machen durchaus einen Teil dessen aus, was dieses Buch so lesenswert macht.
Insgesamt gebe ich also 5 von 5 Sternen, ein ++, in Schulnoten 15 von 15 Punkte und damit eine 1+. Lena, 16, aus dem Leseclub für Kids.
Empfohlen ab 13 Jahre.